TV Tipps / Namibia im Fernsehen

12.11.2008, 13:45 - 14:30, 3sat

Spuren im Sand

Was heißt denn hier deutsch? (1/2)

Als die Entdecker des fünfzehnten Jahrhunderts auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien an der Westküste Afrikas entlang nach Süden segelten, kreuzten sie kurz vor dem afrikanischen Kap vor einer zerklüfteten Küste. Wer hier in Seenot geriet und sich dennoch retten konnte, den erwartete an Land Sand, Sand, Sand... Über Hunderte von Kilometern hatte ihn der Wind zu einem roten und grauen Meer aus Dünen aufgehäuft.

Kein Wunder, dass Jahrhunderte später - als die Europäer sich die Welt aufteilten - niemand Interesse am Land hinter dieser Einöde hatte, der sie den Namen "Skelettküste" gaben. Schließlich griffen die Deutschen zu und machten Südwestafrika zur Kolonie. Lange haben sie den "Platz an der Sonne" nicht halten können. Aber selbst heute, ein Jahrhundert später, findet man die deutschen Spuren in Steppe und Sand von Namibia.

Aber "Was heißt denn hier deutsch?", im Namibia von heute? Mit seiner einzigartigen Neugier und seinem unverwechselbaren Stil geht Wolf von Lojewski, über ein Jahrzehnt lang Chef des ZDF-"heute-journals" und bis heute einer der profiliertesten Journalisten des ZDF, dieser Frage nach und nimmt die Zuschauer mit auf eine ungewöhnliche Reise in ein irritierend vertrautes und dennoch fremdes Land. Deutsche Häuser im Kolonialstil, schwarze Frauen in wilhelminischen Trachten, die "Allgemeine Zeitung" fünf mal die Woche und ein deutscher Karnevalsverein mit Umzug und Funkenmariechen: Willkommen im Namibia des 21. Jahrhunderts.

Ganz besonders holt den Reisenden die deutsche Vergangenheit in der Lüderitzbucht ein, benannt nach dem deutschen Kaufmann Adolf Lüderitz, der hier die erste deutsche Handelskolonie gründete, bevor er 1886 spurlos verschwand. Manche Menschen, die noch heute in Lüderitz leben, finden in den im Sand versinkenden Geisterstädten, umgeben von den einzigartigen Dünen der Namibwüste, noch die Häuser ihrer Kindheit wieder.

Doch was damals lebensfeindlich war, ist heute für manche ein Paradies: für Eric zum Beispiel, der Glück hatte und vor 15 Jahren ein riesiges Stück Wüste kaufen konnte. Heute zeigt er dort Besuchern die Schönheiten der Wüste aus der Luft mit einem Heißluftballon. Doch, so meint er, das Land gehöre ihm gar nicht, er habe es sich nur geborgt - die Namib sei einfach ein Geschenk der Natur. Weshalb er nach dem Besuch seiner Gäste auch die Wüste fegt: keine Spuren im Sand.

Im ersten Teil der Reisedokumentation besuchen Wolf von Lojewski und sein Team unter anderem die Küstenstädte Swakopmund und Lüderitz, wo die deutsche Geschichte manchmal noch genauso gegenwärtig ist wie die namibische Gegenwart. In leiser Fahrt gleiten sie über eine der grandiosesten Landschaften der Welt, finden einzigartige Farben, Weite und Stille, die selten geworden sind. Und sie treffen Menschen, die ihr ganzes Leben buchstäblich in den Sand gesetzt haben und deren Traum immer nur die eigene Düne war.

(Quelle: ZDF)

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