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22.09.2006, 02:45 - 03:15, Phoenix

Kaiser Wilhelms Wüstenkrieg

Namibia 100 Jahre nach dem Herero-Aufstand

Es war der erste Völkermord in der deutschen Geschichte, und er geschah in Afrika, in Deutsch-Südwest. 1904 kesselte der berüchtigte General von Trotha rebellierende Herero ein und jagte sie in die Wüste Namibias. Der General erließ einen berühmten Befehl, dass keine Gefangenen gemacht werden sollten. Geschätzte 60.000 Herero verhungerten und verdursteten. Nur 15.000 Menschen überlebten die Vertreibung.

 

Das Hirtenvolk der Herero erinnert an die dunkelste Stunde in seiner Geschichte - der fast völligen Vernichtung durch die deutschen Kolonialherren. Doch in Deutschland bleibt dieses düstere Kapitel so gut wie unbekannt. Und in Namibia ist es umstritten: Viele Nachfahren der deutschstämmigen Kolonialherren bestreiten das Ausmaß des Vernichtungsfeldzugs, während die Herero aus diesem schrecklichen Ereignis in bizarrer Weise ihre Identität beziehen. Die Herero-Frauen kleiden sich auch heute noch in den Kostümen der rheinischen Missionare, und die Männer legen zum Herero-Tag deutsche Militär-Uniformen an.

Die Lage ihrer Nachfahren ist trostlos: Staub, Hitze, Blechhütten. Seit Jahrzehnten schon erwarten Stammesvertreter von Deutschland Entschädigungen. Aber die Bundesrepublik wehrt sich dagegen und sieht mit der jährlichen Entwicklungshilfe an Namibia insgesamt alle Ansprüche abgegolten.

Kündigte sich mit dem Feldzug der kaiserlichen Soldaten in der Omaheke-Wüste der Genozid des 20. Jahrhunderts an? Ist in dem Vernichtungsbefehl des Generals von Trotha schon vorweggenommen, was einige Jahrzehnte später zur Ideologie des Dritten Reichs werden sollte - die Auslöschung eines ganzen Volkes? Diese Fragen werden von Historikern diskutiert und in Namibia heftig debattiert - denn an dieser Frage entscheidet sich auch die Identität der Nachfahren in Deutsch-Südwest.

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