TV Tipps / Namibia im Fernsehen

19.11.2008, 13:45 - 14:30, 3sat

Ein Ovambo namens Gustav

Was heißt denn hier deutsch? (2/2)

"Du läufst in Windhuk über die Straße und hörst vertrautes Deutsch hinter Dir, ohne jeglichen Akzent. Du denkst, Du drehst Dich um und siehst Herrn Müller oder Frau Meier, aber, weit gefehlt: Da schaust Du in zwei freundliche, schwarze Gesichter und weißt wieder - Du bist mitten in Afrika - in Namibia!"

 

Wolf von Lojewski, über ein Jahrzehnt lang Chef des ZDF "heute-journals" und bis heute einer der profiliertesten Journalisten des ZDF, nimmt uns mit auf eine einzigartige Reise in ein irritierend vertrautes und dennoch fremdes Land: Deutsche Häuser im Kolonialstil, schwarze Frauen in wilhelminischen Trachten, die "Allgemeine Zeitung" fünf mal die Woche und vor allem: ein deutscher Karnevalsverein im Karnevalsumzug mit Elferrat und Funkenmariechen, mitten im August - willkommen im Namibia.

 

Die deutsche Kolonialzeit ging 1915 zuende und war nur eine äußerst kurze Episode, doch bis heute verbindet Namibia wie kein anderes Land für die Deutschen Fremde und Heimat. Doch "Was heißt denn hier deutsch?" fragt Wolf von Lojewski in seiner zweiteiligen Reisedokumentation, heute, im Namibia des 21. Jahrhunderts, fast hundert Jahre nach dem Ende der deutschen Zeit im Land aus Sand.

 

Das heutige Namibia ist doppelt so groß wie Deutschland. Wie viele Einwohner es hat, ist so genau nicht festzustellen. Es dürften etwas mehr als zwei Millionen sein. Viele von ihnen leben in der Hauptstadt Windhoek, der "kleinsten Hauptstadt der Welt", die vielerorts so deutsch wirkt wie Dortmund oder Köln, würden die Straßen nicht die Namen von Sam Nujoma, Fidel Castro oder Robert Mugabe tragen. Aber es gibt auch noch Stämme, die wie vor Hunderten von Jahren leben und sich der Buchhaltung eines modernen Staates entziehen.

 

Und noch immer leben Nachfahren deutscher Aussiedler hier in einem Land, das gerade laufen lernt als selbstständiger, demokratischer Staat. Deutschland ist für Namibia - und Namibia für manche Deutschen - ein ganz besonderer Ort. Deutsche Vergangenheit und, irgendwie, schwarz-weiße Zukunft, wilde Tiere und spannende Safaris, verrückte Aussteiger, erfolgreiche Geschäftsleute, tosende See, unendliche Sandwüste und grandiose Landschaft.

 

Aber Namibia teilt auch alle Sorgen des riesigen Kontinents. Politisch ist das Land hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen einer endlich befreiten, zu über 90 Prozent schwarzen Bevölkerung und den Besitzverhältnissen, an denen sich seit der deutschen Kolonialzeit und der darauf folgenden Rassentrennung des südafrikanischen Apartheidstaates nicht viel verändert hat. Die Gesetze des Marktes und der gnadenlosen Globalisierung sind mit dem Ruf nach Gerechtigkeit nur schwer auf einen Nenner zu bringen. Dennoch: Für afrikanische Verhältnisse ist Namibia eins der wenigen Länder, denen Experten die Chance einräumen, eines Tages Anschluss an Asien, Europa oder die USA zu finden.

 

Wolf von Lojewski fuhr mit seinem Kameramann Hartmut Seifert 10.000 Kilometer mit dem Geländewagen durch eine faszinierende Kulisse. Im zweiten Teil der zweiteiligen Reisedokumentation besuchen sie die abgelegenen Dörfer der Himbas am Kunene-Fluß, sind bei Hereros und Ovambos zu Gast, deren Alltag weniger von einer Regierung in der fernen Hauptstadt Windhoek bestimmt ist als von uralten Traditionen und der von Autorität ihrer Häuptlinge und Könige. Im riesigen Etosha-Nationalpark legten sie sich auf die Lauer, um Löwen und Herden von Elefanten an der Kamera vorbeidefilieren zu lassen. Sie erleben und durchqueren eine Weite und Stille, wie es sie nur noch selten gibt auf dieser Welt.

 

(Quelle: ZDF)

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