TV Tipps / Namibia im Fernsehen

06.07.2009, 18:30 - 19:15, Phoenix

Die Wüstenapotheke

Sie wachsen mitten in der Wüste und versprechen Linderung von Rheuma, bieten eine Alternative zu Antibiotika oder eine preiswerte Behandlung von HIV-Patienten - Pflanzen aus der "Wüstenapotheke" sind immer begehrter. Ein harter Kampf zwischen Artenschutz und Ausbeutung scheint unausweichlich.

Buchstäblich mitten in der Wüste wachsen Pflanzen, die erstaunliche Heilerfolge bei ernsten Erkrankungen bieten. Bisher wurden diese Heilpflanzen von der westlichen Welt kaum beachtet. Nur die Medizinmänner nutzten die Pflanzen. Jetzt hat die Wissenschaft ihre Gewinn bringenden Eigenschaften erkannt, und die Jagd auf die "Wüstenapotheke" eröffnet. Das gab es schon einmal in der Geschichte der Menschheit: Die "Dschungelapotheke" wurde rücksichtslos ausgebeutet. Droht der "Wüstenapotheke" dasselbe Schicksal? Haben die Einheimischen eine Chance? Der Film begleitet einige Protagonisten und gibt Antworten auf diese Fragen.Der Heilkundler Eberhard v. Koenen auf der Omaruru Farm in Namibia ist der berühmte "Wüsten-Apotheker". Er fährt zu einem Medizinmann im Buschmannsland. Inmitten der fantastischen Landschaft der ältesten Wüste der Welt mit ihren uralten, versteinerten Sanddünen, erklärt der Medizinmann die verschiedenen Anwendungen der Heilpflanzen.

 

Gero Diekmann, ein Farmer, reist auf der Suche nach der begehrten Exportware in seinem alten Landrover durch die Kalahari, eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt. Er arbeitet mit den Buschleuten zusammen und bezahlt ihnen einen "Fairen Preis". Besonders die Teufelskralle - eine begehrte Heilpflanze, die in Deutschland gegen Rheuma eingesetzt wird - steht auf seiner Einkaufsliste. Diese Pflanze ist besonders bedroht. Sie wächst nur in der Kalahari, und bei einem Export von 600 Tonnen jährlich, ist sie vom Aussterben bedroht. Denn Diekmann ist der Überzeugung, die Teufelskralle lässt sich nicht künstlich kultivieren - aber möglicherweise hat die moderne Zeit den alten Wüstenkämpfer schon überholt.Auf der anderen Seite der Kalahari, in Südafrika, betreibt Professor Willert von der Uni Münster mitten in der offenen Akaziensavanne ein Forschungsprojekt der ganz besonderen Art. Gemeinsam mit einer Tswana Familie macht er das, woran Diekmann nicht glauben möchte: Er kultiviert die Teufelskralle - um den Markt und den Artenschutz zu befriedigen.Hier wächst auch der Hoodia-Kaktus. Die Buschmänner schätzen ihn seit Generationen für seine Hunger stillende Wirkung. Ein südafrikanisches Labor isolierte kürzlich den Appetit stillenden Wirkstoff. Ein amerikanischer Pharmakonzern entwickelt daraus eine Schlankheitspille für Millionen. Was für andere den Sieg über die Pfunde bringen soll, ist für die Buschleute reiner Überlebenskampf. Bei der Jagd erntet und verzehrt Buschmann Petrus Valboy den Kaktus, der ihn - wie schon seine Vorfahren - auch über lange und strapaziöse Distanzen bei Kräften hält.

 

In Wellington bei Kapstadt betreibt Ullrich Feiter eine kleine Farm und stellt aus den Heilpflanzen, die er auf seinem Gelände kultiviert, Pillen und Tinkturen für den afrikanischen Markt her. Bei ihm kaufen auch neuerdings deutsche Pharmafirmen Extrakte zur Herstellung ihrer Medikamente ein. Verstärkt pflanzt er in den letzten Jahren auch die Pelargonie an, mit dessen Wurzelextrakt eine Alternative zu Antibiotika bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen gefunden wurde.

 

Der südafrikanische Biologe Nigel Gerike befasst sich mit der Sutherlandia, eine Pflanze, die als Unkraut am Wegesrand wächst. Sie soll den Millionen von HIV-Patienten in Südafrika helfen. Seit fünf Jahren behandelt Nigel Gerike mit einigen Helfern rund 700 Patienten und das mit enormem Erfolg. Da kein teures Herstellungsverfahren nötig ist, kann man für umgerechnet zwei Euro einen Patienten einen ganzen Monat lang versorgen.Manche Pflanzen der "Wüstenapotheke" zeigen eine solche erstaunliche Heilwirkung, dass ein harter Kampf zwischen Artenschutz und Ausbeutung unausweichlich scheint. Der Film untersucht, wie das uralte Wissen der Medizinmänner aus dem südlichen Afrika für die Behandlung westlicher Zivilisationskrankheiten genutzt wird - und wie diese Völker, die meistens ums Überleben kämpfen, vom Gewinn aus dem Handel profitieren können.


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